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Gartenstadt Falkenberg, Berlin-Treptow „Tuschkastensiedlung“

Baubeschreibung
Die 1913-1915 nach Plänen von Bruno Taut errichtete Gartenstadt Falkenberg, wegen ihrer expressiven Farbgebung auch „Tuschkastensiedlung“ genannt, zählt zu den eindrucksvollsten Dokumenten des Berliner Reformsiedlungsbaus. Einfamilienreihenhäuser und Mehrfamilenhäuser mit Ställen und Hausgärten zur Selbstversorgung, die nach Planungen des Berliner Gartenarchitekten Ludwig Lesser angelegt wurden, bilden den Bestand des denkmalgeschützten Ensembles. Die 130 Wohneinheiten umfassende Siedlung mit den Häusern am Akazienhof und Gartenstadtweg ist Teil einer größeren Gartenstadtplanung, deren Vollendung durch den ersten Weltkrieg verhindert wurde. Taut erweist sich schon in Falkenberg, seinem ersten Siedlungsprojekt, als Meister des farbigen Bauens.

Die Siedlung wurde in einem 10jährigen Wiederherstellungspozess denkmalgerecht saniert und heutigen Wohnbedürfnissen angepasst. So sind z.B. die Terrassen der Häuser zu Wintergärten umgebaut worden. Durch ökologische Maßnahmen, u.a. durch den Erhalt der Holz-Kastenfenster und durch Maßnahmen zur Optimierung des Wärmehaushaltes (Dämmung des Daches), konnten darüberhinaus energetische Verbesserungen erzielt werden.

Farbkonzept
Eine vorbereitende Bestandsaufnahme mit detaillierten farb- und materialrestauratorischen Untersuchungen ermöglichte den weitgehend Erhalt der Originalsubstanz und führte zu überraschenden Ergebnissen, wie z.B. das „blaue Haus“ und das „schwarze Haus“ am Gartenstadtweg. Die wiederhergestellte Farbigkeit und Detailqualität der instandgesetzten Häuser läßt die Großzügigkeit, die städtebauliche und architektonische Qualität dieser Wohnanlage wieder erfahrbar werden wie z.B. der geschickten, die Topographie des Geländes ausnutzende Anordnung der Reihen- und Doppelhäuser. Mit vor- und zurückspringenden Baukörpern, unterstützt durch wechselnde farbige Behandlung der Hausfassaden und deren Bauelementen, erzeugt der Architekt Taut ein vielfältiges, von Blickbeziehungen geprägtes Siedlungsbild. Der Einsatz der Farbe wird dabei von Taut nicht nur als wirkungsvolles Gestaltungsmittel der Architektur verstanden, sondern auch als lebensbejahendes Element gegen das Grau der Mietskaserne.

erschienen unter: www.baunetz.de (Der Artikel ist nicht mehr abrufbar)

Architekten: Bruno Taut, 1913-1915 Wiederherstellung: Winfried Brenne Architekten, Berlin Außenanlagen: Katrin Lesser, Garten- und Landschaftsarchitektin Bauherr: Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 e.G. Fertigstellung: 1992-2002 Bildnachweis: Winfried Brenne