Familientradition

ludwig-lesser_um1930_familienarchivlesser1Ludwig Lesser (1869-1957)

Katrin Lesser stammt aus einer Familie von Gartenarchitekten: sowohl ihr Urgroßvater Ludwig Lesser, als auch ihr Großvater Richard Lesser waren Gartenarchitekten.

Obwohl Ludwig Lesser von 1902 bis 1933 eine große Anzahl von öffentlichen und privaten Grünanlagen in und um Berlin entwarf, ist die Fachwelt erst in den letzten Jahren auf ihn aufmerksam geworden:

Ludwig Lesser war der erste freischaffende, ausschließlich planerisch und beratend tätige Gartenarchitekt in Deutschland. Er führte ab 1909 ein Planungsbüro mit durchschnittlich zwei bis drei Angestellten, zu denen zeitweise auch sein Sohn Richard gehörte. Sehr vorausschauend und nach den Worten Hermann Matterns vorbildlich, zog er „als erster von uns die Konsequenz aus der Erkenntnis, daß die zunehmende Verstädterung und Technisierung unseres Lebens einer entsprechend gewissenhafteren und umfassenderen planerischen Vorsorge bedarf, die von dem gärtnerisch und architektonisch begabten Menschen eine ungeteilte Schaffenskraft fordert.“

Die Spanne seiner Entwürfe war groß. Sie reichte von Klein-, Haus- und Villengärten über Friedhöfe und Heilstättenparkanlagen bis hin zu Bebauungsplänen von ganzen Siedlungen. Noch heute sind in und um Berlin zahlreiche Spuren seines Wirkens zu finden.

Als eines der größten Entwürfe Lessers ist neben den Grünanlagen in der „Gartenstadt Frohnau“ sicherlich der Bebauungsplan für die – in den 20er Jahren bei Filmschauspielern und Künstlern sehr beliebte – Landhauskolonie Saarow-Pieskow am Scharmützelsee zu werten.

Sein breites Interesse, soziales Engagement und seine Bemühungen um den Berufsstand ließen ihn in vielen Richtungen aktiv werden. Er war als Dozent tätig, hielt Vorträge, gab einen Gartenkalender heraus, gehörte mehreren Fachorganisationen an und verfaßte Zeitschriftenartikel und Fachbücher, von welchen „Volksparke heute und morgen“ aus dem Jahr 1927 als bedeutendstes herausragt. Von 1925 bis 1933 war er als ständiger Mitarbeiter der Funkstunde A.G. für die Abteilung ‚Landwirtschaft und Gartenbau‘ zuständig. 1919 wurde er in das Präsidium der „Deutschen Gartenbau Gesellschaft“ berufen und 1923 dessen Präsident. Diesen Sitz hielt er zehn Jahre lang erfolgreich, bis er 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft zurücktreten mußte. Nach Jahren des Berufsverbotes emigrierte er 1939 zu seinem Sohn nach Schweden, wo er 1957 als 88-jähriger verstarb.